Vorsicht vor falschen Freunden im Sprachmix!

Dass manche Wörter in Fremdsprachen nicht dasselbe bedeuten wie identisch aussehende Wörter in der eigenen Sprache, kann man lernen. Wo Sprachen gemischt werden, bleibt es aber oft verwirrend.

Links ein Geschenkspäckchen mit Schleife, rechts eine Flasche mit Totenkopfsymbol.
Verhängnisvolle Verwechslung: Wenn einem ein Brite ein »Gift« geben will, muss man sich nicht zwangsläufig fürchten, denn »Gift« steht im Englischen bloß für ein Geschenk. (Bildquellen: gitusik und betka82 über Adobe Stock, proprietäre Lizenz)

Als »falsche Freunde« bezeichnet man Wörter, die in verschiedenen Sprachen gleich oder ähnlich aussehen, aber unterschiedliche Bedeutungen haben. So steht zum Beispiel »Mist« im Deutschen für einen Haufen Dreck, während »Mist« im Englischen für Nebel steht.

Das ist eine große Stolperfalle beim Erlernen von Fremdsprachen, aber dort ist das wenigstens ein Problem, das sich bewältigen lässt. Schließlich weiß man ja, in welcher Sprache man kommuniziert und kann die Wörter dann richtig verwenden und interpretieren – sofern man ausreichend gut geschult ist.

Peinlich kann es allerdings werden, wenn verschiedene Sprachen gemischt werden. Dann ist es nämlich nicht immer eindeutig, in welcher Sprache ein bestimmtes Wort interpretiert werden soll.

Befriedigender Marken-Mist

Besonders große Bekanntheit hat die Problematik von falschen Freunden bei Markennamen, die ein weltweites Publikum erreichen sollen. So zogen etwa in den 60er-Jahren die Leute bei Rolls-Royce nocht rechtzeitig die sprichwörtliche Handbremse und benannten ein in Entwicklung befindliches Fahrzeug um, das ursprünglich »Silver Mist« heißen sollte.

Ein alter Rolls-Royce.
Der Rolls-Royce Silver Shadow wäre beinahe ein silberner Mist geworden. (Bildquelle: Alex Manos of Beverly Hills Car Club, CC BY-SA 3.0)

Legendär im Automobilbereich ist auch der tatsächlich so erschienene Mitsubishi Pajero, was im Spanischen »Wichser« heißt. Hier hatte man immerhin noch Schadensbegrenzung betrieben, indem dieses Gefährt in spanischsprachigen Märkten einen anderen Namen bekam. Der ähnlich problematische Website-Baukasten wix.com hat dagegen im deutschsprachigen Raum aus der Not eine Tugend gemacht und seinen Namen in einer Werbekampagne selbst auf die Schippe genommen.

Zu diesem Thema passen auch gut die allseits bekannten Herkunftskennzeichnungen im Stil »Made in China«. Der zugehörige Larven-Witz ist zwar schon so abgedroschen, dass er als Anti-Witz gilt, nichtsdestotrotz musste ich aber heftig lachen, als ich unlängst von einem Wiener Restaurant erfahren hatte, das »Made in Sud« heißt. Um ausgerechnet in der Gastronomie einen Namen zu wählen, der in der Landessprache »Larve in Brühe« heißt, muss man schon sehr ahnungslos – oder sehr abgebrüht – sein.

Aber irreführende Mehrfachverwechslungen gibt es nicht nur bei kleinen Restaurants, sondern auch bei großen Ketten. Am Fastfood-Konzern Pizza Hut hat mich schon immer die Tatsache irritiert, dass nicht das deutsche Wort »Hut« gemeint ist, obwohl sogar das Logo einen Hut zeigt. In Wahrheit steht das englische Wort »hut« für »Hütte« oder »Bude« und das Logo soll eigentlich ein Dach darstellen.

Freistehendes Pizza-Hut-Lokal mit einem prägnanten, roten Dach, das durch seinen Knick an einen Hut erinnert.
Erst beim Anblick derartig überdachter Pizzabuden wird klar, dass der Hut im Logo gar kein Hut sein soll. (Bildquelle: Tysto, CC BY 2.0)

Namen sind ein Dilemma

Bleiben wir noch kurz beim Thema »Hut«. Darum ging es nämlich auch in meinem letzten Artikel und dieser ist auch der Anlass, warum ich mich jetzt mit falschen Freunden befasse. In diesem Artikel steht unter einem Bild geschrieben: »Welcome to the world of Jurassic Herrenhut!« Allerdings hatte ich diesen Text, ähnlich wie Rolls-Royce, erst kurz vor der Veröffentlichung geändert.

Ursprünglich stand dort »Welcome to the world of Jurassic Hutmode!« Aber weil das fast vollständig Englisch war, hätten vermutlich einige Leser versucht, auch das letzte Wort englisch zu interpretieren und wären dann wohl auf so etwas Unsinniges wie »Hüttenmodus« gekommen.

Zwei mal das gleiche Bild von mir in weißem Hemd und weißem Hut. Links mit dem Text »Welcome to the world of Jurassic Hutmode!« Rechts mit dem Text »Welcome to the world of Jurassic Herrenhut!«
Das Bild war schon fertig und hochgeladen, bevor ich es geändert hatte.

Erst hatte ich mich gefragt, warum ich den Spruch überhaupt in Englisch schreibe – schließlich vermeide ich diese Sprache ja sonst, wo es nur geht. Aber ich bin schnell zu dem Schluss gekommen, dass die deutsche Variante hier auch nicht viel genutzt hätte, weil das Ganze eine Anspielung auf den Film Jurassic Park ist. Damit alles in Deutsch wäre, müsste ich auch »Jurassic« übersetzen, aber wer versteht dann noch die Anspielung, wenn dort »jurazeitliche Hutmode« steht? Und »Dino-Hutmode« in Anlehnung an die ursprüngliche Übersetzung der Romanvorlage versteht wahrscheinlich auch niemand. Wo immer es um konkrete Marken- oder Produktnamen geht, gerät man da leicht in ein Dilemma.

Dämliches Denglisch

Dass amerikanische Firmen wie Pizza Hut sich nicht um die deutsche Sprache scheren, ist nachvollziehbar; schließlich hat Deutsch dort keine große Bedeutung. In die Gegenrichtung kann es aber sehr schnell peinlich werden, denn ein wenig Englisch lernen heutzutage die allermeisten von uns – unabhängig davon, ob wir wollen oder nicht.

Umso mehr hat mich die Beschriftung auf einem Firmenauto, an dem ich vor ein paar Jahren regelmäßig vorbei gekommen bin, sowohl irritiert als auch amüsiert. »BAD DESIGN« stand in großen Lettern darauf geschrieben, gefolgt von dem etwas kleineren Schriftzug »& Heizung«.

Grauer Kombi mit der Aufschrift »BAD DESIGN & HEIZUNG«. Weitere Aufdrucke sind verpixelt.
Ihr Experte für schlechtes Design (englisch: »bad design«).

Warum konnte es nicht »Bäder Design«, »Badezimmer Design« oder »Bad Gestaltung« heißen? Ich kann nur vermuten, dass man die kürzesten Einzelwörter gewählt hat, um es möglichst einprägsam zu machen. In diesem Fall ist das definitiv gelungen … wenn auch aus den falschen Gründen.

Viel wahrscheinlicher hatte man sich aber gar nicht viel dabei gedacht, weil das Wort »Design« heute so fest in der deutschen Sprache verankert ist, dass man es oft gar nicht mehr als englisch wahrnimmt. Am anderen Ende dieses Spektrums gibt es aber auch Leute, die offensichtlich bewusst Fremdwörter einsetzen, um negativ konnotierte Wörter zu vermeiden.

So heißt etwa das Altersheim bei mir ums Eck nicht »Altersheim«, sondern »Seniorenresidenz«, obwohl das gar nicht kurz und knackig ist. In diesem Fall kann man immerhin argumentieren, dass es um politische Korrektheit und den Respekt vor älteren Menschen geht. Wer sprachlich nicht ganz fit ist, wird sich mit dem sperrigen Ausdruck vielleicht etwas schwer tun, aber es sollte zumindest keine zwischensprachlichen Verwechslungen geben.

Andernorts gibt es aber auch Wirtschaftstreibende, die versuchen, einen für blöd zu verkaufen, indem sie alles Mögliche ins Englische übersetzen, um es besser klingen zu lassen. Dass jeder, der irgendetwas bearbeitet oder verwaltet, heutzutage ein »Manager« ist, bildet nur die Spitze des Eisbergs. Wirklich skurril wird es, wenn einem statt einer Beauftragungsgebühr eine »Beauftragungsfee« verrechnet wird.

Ausschnitt aus Dokument mit dem Satz »Bei Beauftragung werden 1.500 EUR als Beauftragungsfee verrechnet.«
Früher besuchte mich die Zahnfee. Heute werde ich nur noch von der Beauftragungsfee heimgesucht.

Sprachmix nur für Auskenner

Um einige der größten Peinlichkeiten zu vermeiden, würde ich dazu raten, fremde Wörter nur dann in die eigene Sprache zu holen, wenn man die eigene Sprache verdammt gut beherrscht – und zwar sowohl bezüglich Wortschatz als auch bezüglich Grammatik.

Als ich noch ans Gymnasium ging, stand ich auf meinem Schulweg regelmäßig an einer Haltestelle, an der eine Zeit lang ein rätselhaftes Plakat hing. »Bringt sogar Nasenhaare zum Bangen«, stand darauf. Aber es ging nicht etwa darum, dass der Nasenpolsterung angst und bange wird, sondern um Headbanging bei einem Konzert. Den coolen Dudes, die headbangend von einer Party zur nächsten cruisen, ist das altertümliche deutsche Verb »bangen« wahrscheinlich gar nicht in den Sinn gekommen – sofern sie es überhaupt kannten.

Das Restaurant »Made in Sud« ist in diesem Zusammenhang ein schwieriges Thema. Das Kauderwelsch auf der Restaurant-Website legt nahe, dass die Gründer weder Deutsch noch Englisch als Muttersprache haben, aber mit etwas Anderem würde man in Wien nicht weit kommen. Insofern zolle ich ihnen trotz der unglücklichen Namenswahl meinen Respekt. Wahrscheinlich haben sie auch das Glück, dass das deutsche Wort »Sud« genauso wie »bangen« nicht jedem vertraut ist.

Was ich den Gründern trotzdem als Fehler ankreiden würde, ist, dass sie die Kenntnis voraussetzen, was mit »Sud« wirklich gemeint ist. Es gibt weltweit mindestens sechs verschiedene Orte und Regionen namens Sud. Vor meinen Recherchen zu diesem Artikel kannte ich keine einzige davon und die Restaurant-Website sagt an keiner Stelle klipp und klar, welche sie eigentlich meinen.

Gerade bei einem Namen oder einem Wort, das aus nur drei Buchstaben besteht, sollte man in fremden Sprachen sehr vorsichtig sein. Dass »Hintertupfing« irgendwo als falscher Freund missverstanden wird, ist extrem unwahrscheinlich, aber mit »Sud« fordert man Verwechslungen auf der internationalen Bühne geradezu heraus.

Neben diesen Überlegungen zum Wortschatz ist, wie gesagt, auch die Grammatik wichtig – und zwar jedes einzelne Zeichen. »Bad Design« wäre nur halb so lustig, wenn es »Bad-Design« geschrieben wäre, denn mit Bindestrich wäre es eindeutig deutsch, während es mit Leerzeichen entweder englisch oder falsch ist.

Kommentare

Neuen Kommentar schreiben

Anonym, 2022-08-11 10:49:

Seltsam, als ich diesen Artikel zu lesen begann, wollte ich (hinsichtlich des "Bad Design"-Beispiels) genau den Inhalt des letzten Absatzes schreiben. Leider (oder besser gottseidank) sind Sie mir zuvorgekommen. Es ist wirklich der Bindestrich, den man als Rechtschreibkundiger schon bei der Erwähnung des Begriffs (siehe oben) automatisch setzen möchte.
Auch das ist ein immens negativer Einfluss der englischen Sprache (egal ob GB oder USA) - der fehlende Bindestrich. Es ist wahrscheinlich gar nicht die Unkenntnis darüber, vielmehr liegt es meines Erachtens am Eingabemedium. Bei Smartphone oder Tablet jedes Mal nach dem Bindestrich zu suchen, ist ja ein Wahnsinnsaufwand (gleiches gilt noch vermehrt für das "ß"), sodass man den Bindestrich gleich weglässt (man spart ja ungemein Zeit). Beim "ß" ist man noch großzügiger und verfährt entgegen der österreichischen Mentalität: Darfs ein bisserl weniger sein...

Bisherige Kommentare

  • Anonym

    Seltsam, als ich diesen Artikel zu lesen begann, wollte ich (hinsichtlich des "Bad Design"-Beispiels) genau den Inhalt des letzten Absatzes schreiben. Leider (oder besser gottseidank) sind Sie mir zuvorgekommen. Es ist wirklich der Bindestrich, den man als Rechtschreibkundiger schon bei der Erwähnung des Begriffs (siehe oben) automatisch setzen möchte.
    Auch das ist ein immens negativer Einfluss der englischen Sprache (egal ob GB oder USA) - der fehlende Bindestrich. Es ist wahrscheinlich gar nicht die Unkenntnis darüber, vielmehr liegt es meines Erachtens am Eingabemedium. Bei Smartphone oder Tablet jedes Mal nach dem Bindestrich zu suchen, ist ja ein Wahnsinnsaufwand (gleiches gilt noch vermehrt für das "ß"), sodass man den Bindestrich gleich weglässt (man spart ja ungemein Zeit). Beim "ß" ist man noch großzügiger und verfährt entgegen der österreichischen Mentalität: Darfs ein bisserl weniger sein...

    • Michael Treml (Seitenbetreiber)

      Antwort an Anonym:

      Bei der konkreten Abbildung am Auto könnten auch ästhetische Fragen mitspielen. Ich meine, mal irgendwo gelesen zu haben, dass deutsche Wörter bei einer Aufteilung auf mehrere Zeilen im Bereich von Werbe- und Produktdesign fast immer ohne Bindestrich geschrieben werden, weil es so harmonischer aussieht. »Function follows form«, sozusagen.

      • Anonym

        Antwort an Michael Treml:

        Es muss gar nicht eine Aufteilung auf mehrere Zeilen sein. Im Werbe- und Produktdesign dürften Bindestriche sowieso verpönt sein. Wie sonst könnten Produkte wie "Gemüse Suppe" oder "Hühner Sticks" auf dem Markt sein. Doch es gibt auch Ausnahmen: Auf meinem Schreibtisch steht ein "Glasreiniger" mit der natürlichen "Fettlöse-Kraft".
        Und jetzt etwas OT: Auf diesem prangt jedoch noch vor der eigentlichen Produktbezeichnung der Hinweis "Frei von Palmöl". Was bei einem Glasreiniger (also einem Produkt, dessen Inhaltsstoffe zum überwiegenden Teil Alkohol bestehen) der Hinweis auf das Nichtvorhandensein von Palmöl verloren hat, ist beim besten Willen nicht nachvollziehbar. So wie das Produkt eines großen Tee-Anbieters, der es sich nicht verkneifen kann, seine Produkte als laktosefrei und vegan zu bezeichnen.